Von: Roman Hölzl Zum ersten Mal wurden die traditionellen Ranking-Series, die zur Bestimmung der Weltrangliste im Ringen herangezogen werden, in der albanischen Hauptstadt Tirana ausgetragen. Mit am Start waren einige Ringer aus dem Burghauser Bundesliga-Kader, von denen sich allen voran Lokalmatador Chermen Valiev gut zu verkaufen wusste – nach seinem Sieg beim Henri Deglane Turnier in Nizza war sein Erfolg beim Muhamet-Malo bereits seine zweite Goldmedaille im laufenden Jahr. Im Greco-Turnier griffen auch die Ringer der deutschen Nationalmannschaft ins Geschehen ein, von denen Idris Ibaev mit einer Silbermedaille restlos zu überzeugen wusste. ![]() Idris Ibaev belohnte sich und seine starken Leistungen mit der Silbermedaille. ![]() Chermen Valiev feierte vor heimischem Publikum seinen zweiten Turniersieg des Jahres. Im Freistil-Turnier waren mit dem Spanier Mohammad Mottaghinia und dem Albaner Chermen Valiev zwei Sportler aus dem Burghauser Erstliga-Kader in Tirana angetreten – beide starteten in der Gewichtsklasse bis 74kg. Für Mohammad Mottaghinia war es sein erster internationaler Auftritt seit dem letzten Olympiaqualifikationsturnier im Mai 2024, nachdem er sich einem operativen Eingriff an der Schulter unterziehen lassen musste und so die gesamte Bundesligasaison verpasste. Und dass der Spanier noch nicht in Vollbesitz seiner Kräfte war, wurde bereits im ersten Turnierkampf gegen den Armenier Narek Harutyunyan ersichtlich: nach einem 0:3 Pausenrückstand schaltete Mottaghinia zwar im zweiten Abschnitt einen Gang höher und konnte auf 2:3 verkürzen. In den letzten Sekunden war der Spanier dem Sieg nahe, verpasste jedoch die entscheidende Wertung gegen den Armenier und schied somit nach nur einem Kampf aus dem Turniergeschehen aus. Besser machte es im Achtelfinale Chermen Valiev, der ebenfalls gegen Narek Harutyunyan antreten musste. Mit einem glatten 9:0 Punktsieg ließ der Olympia-Dritte keine Zweifel aufkommen, wer sich am Ende den Einzug ins Viertelfinale sichern sollte. Dort wartete mit Orozobek Toktomambetov der amtierende U23-Asienmeister und U23 Vize-Weltmeister auf Valiev. Gegen den agilen Kirgisen tat sich Valiev in der ersten Runde sichtlich schwer, sodass er nur mit einer knappen 1:0 Führung in die Pause ging. Doch nachdem Toktomambetov der Ausgleich nach einer abgelaufenen Aktivitätszeit gegen Valiev gelungen war, geriet der Albaner unter Zugzwang. Im Anschluss zeigte Valiev jedoch seine ganze Klasse, setzte seinem Gegner mit einem erfolgreichen Beinangriff, gefolgt von einem kraftvollen Durchdreher, immer mehr unter Druck und setzte sich am Ende mit 5:1 nach Punkten durch. Im Halbfinale traf der Albaner anschließend auf den Iraner Yones Emamichoghaei, der bis dahin ebenfalls eine starke Turnierleistung zeigte. Und Valiev legte los wie die Feuerwehr und ging nach einem sehenswerten Achselwurf mit 2:0 in Führung, doch im weiteren Kampfverlauf gelang es dem Iraner, das zwischenzeitliche Ergebnis auf 2:3 zu seinen Gunsten zu wenden. Ab diesem Moment verstärkte Valiev umgehend seine offensiven Bemühungen, was sich schnell in Zählbarem widerspiegeln sollte: auf zwei Take Downs ließ der Albaner noch einen Durchdreher folgen, was ihn mit 8:3 in Führung brachte und ihm auch den Finaleinzug sichern sollte. Im Finale traf Valiev auf seinen nominell stärksten Widersacher, den Slowaken Taimuraz Salkazanov, der in seinen vorangegangenen drei Kämpfen keinen einzigen Wertungspunkt abgeben musste. Gegen den vierfachen Europameister entwickelte sich ein mit filigraner Klinge geführter Fight, in dem sich beide Weltklasseringer auf Augenhöhe begegneten. In einem Kampf, der primär von starken Defensiv-Aktionen beider Sportler geprägt war, war es am Ende Valiev, der sich in beiden Runden als aktiverer Ringer entpuppte und in beiden Runden je eine Ein-Punkt Wertung in Folge einer abgelaufenen Aktivitätszeit seines Gegners zugesprochen bekam. Technische Wertungen gelangen beiden Sportlern in diesem Finalkampf nicht. Durch den Sieg beim Muhamet Malo-Turnier rückte Chermen Valiev auf Rang zwei in der Weltrangliste der Freistilringer der 74kg-Klasse vor. Im griechisch-römischen Stil vertrat Idris Ibaev die Farben Deutschlands in der Gewichtsklasse bis 77kg. Im Achtelfinale traf das Burghauser Aushängeschild auf den Bulgaren Albert Doev, den er gleich mit seinem ersten erfolgreichen Angriff in die gefährliche Lage katapultierte und mit 4:0 in Führung ging. Auch im weiteren Kampfverlauf ließ Ibaev nichts anbrennen, sammelte weiter Punkte und sicherte sich so nach gut zwei Minuten Kampfzeit den technischen Überlegenheitssieg. Im Viertelfinale lautete sein Gegner Aleksa Ilic. Auch gegen den Serben zeigte Ibaev eine bärenstarke Leistung. Schon nach wenigen Momenten lag der Wackerianer mit 5:0 in Front, bevor er seinen Gegner nach einem sehenswerten Überwurf beim Stand von 9:0 auf beide Schultern legte. Im Halbfinale traf Ibaev anschließend auf den japanischen Meister Kodai Sakuraba, der im Viertelfinale Schorndorfs Ahmet Yilmaz mit 5:3 in die Knie zwingen konnte, gegen den Idris Ibaev in der abgelaufenen Bundesliga-Runde zweimal unterlegen war. Somit ging zwar der Japaner als Favorit in den Kampf, doch an diesem Tag sollte es für ihn nichts zu holen geben. Wie schon in den vorangegangenen Kämpfen zeigte Ibaev eine konsequent dominante Ringweise und ging nach einem Foul seines Gegners in der Bodenlage mit 3:0 in Führung. Nach einer etwas undurchsichtigen Situation brachte wenig später der Videobeweis Klarheit über die nächsten Wertungspunkte, nachdem Ibeav seinen Gegner erneut ausgehoben hatte. Mit einem 6:0 Zwischenstand ging es damit in die Rundenpause. Und wenngleich Sakuraba in der zweiten Runde seine Offensiv-Bemühungen verstärkte, war es abermals Ibaev, dem zwei Ein-Punkt-Wertungen gelangen, sodass sein technischer Überlegenheitssieg und damit der Finaleinzug feststand. Dort wartete mit dem 23-jährigen Kirgisen Yryskeldi Maksatbek Uulu ein aufstrebendes Talent, das im Jahr 2023 in der U23-Altersklasse zuletzt eine Silber- und eine Bronzemedaille bei den Asien- und Weltmeisterschaften gewinnen konnte. Und auch im entscheidenden Kampf legte Ibaev vor: aus der angeordneten Bodenlage heraus gelang ihm ein sehenswerter Durchdreher sowie ein Ausheber, was ihn mit 5:0 in Front brachte. Doch nach einem Videobeweis wurden alle erzielten Punkte in Folge einer angeblichen Beinarbeit Ibaevs zurückgenommen – eine absolut skandalöse und nicht nachvollziehbare Entscheidung des Kampfgerichts. Als er anschließend von seinem Gegner zu Boden gebracht wurde, lag Ibaev wie aus dem Nichts mit 1:2 in Rückstand. Und auch im zweiten Abschnitt nahmen die zweifelhaften Entscheidungen kein Ende: So wurde Ibaev ein weiterer erfolgreicher Angriff zur Hüfte abgepfiffen – ebenfalls wegen angeblicher Beinarbeit. Zwar konnte er am Ende noch auf 2:3 verkürzen, doch am Sieg seines Gegners änderte dies nichts mehr. Trotz den dubiosen Umständen seiner Finalniederlage stellt die Silbermedaille bei den Ranking-Series Ibaevs größten internationalen Erfolg seit seiner Bronzemedaille bei den U23-Europameisterschaften 2023 dar. Damit machte der Wackerianer einen großen Schritt, wenn um die mögliche Teilnahme an den anstehenden Europameisterschaften geht, die im April im slowakischen Bratislava ausgetragen werden. In den kommenden Wochen wird der neue Greco-Bundestrainer Maik Bullmann seine Nominierungen bekanntgeben.
Bildnachweis: © UWW / Kadir Caliskan Links: Verwandte News: Dateien: |
<- zurück zur News-Übersicht