Von: Roman Hölzl Trotz vollen Einsatzes und einem sehenswerten Kampf um Platz drei verpasste der Ungar Iszmail Muszukajev den Bronzerang in der Gewichtsklasse bis 65kg Freistil nach einer 12:13 Punktniederlage hauchdünn. Nach seiner Niederlage gegen den Albaner Islam Dudaev musste er sich mit dem undankbaren fünften Platz bei den Olympischen Spielen zufriedengeben. Erik Thiele hingegen musste bereits nach seinem ersten Kampf im Achtelfinale der Gewichtsklasse bis 97kg frühzeitig die Segel streichen. Als amtierender Weltmeister ging der Ungar Iszmail Muszukajev als einer der Top-Favoriten auf die olympische Goldmedaille ins Turnier der 65kg-Freistilklasse. Und gleich im ersten Kampf gegen den Kirgisen Ernazar Akmataliev setzte Muszukajev ein echtes Ausrufezeichen: Nach einer knappen 1:0 Führung zur Halbzeit deklassierte Muszukajev den U23-Weltmeister des Jahres 2021 nach allen Regeln der Ringkunst: Durch einem Beinangriff zwang er seinen Gegner zuerst zu Boden und nach einer Serie von Durchdrehern punktete er anschließend den Kirgisen innerhalb weniger Sekunden aus. Im Viertelfinale traf Muszukajev auf den aserbaidschanischen Altmeister und dreifachen Weltmeister Haji Aliyev. Auch in diesem Gefecht entwickelte sich ein ähnlicher Kampfverlauf, einzig dass Muszukajev zur Halbzeit mit 0:1 in Rückstand lag. Doch in der zweiten Runde schaltete der Ungar erneut einen Gang höher und zeigte Freistilringen der Extraklasse. Gleich zu Beginn gelang Muszukajev der Ausgleich, nur Sekunden später setzte er zu einem sehenswerten Beinangriff an, infolgedessen er seinem Gegner Flugstunden erteilte. Da sich Aliyev vor der drohenden Schulterniederlage nur noch mit unfairen Mitteln zu helfen wusste, erhielt dieser zudem noch eine Verwarnung und zwei Strafpunkte. Damit ging Muszukajev mit 7:1 in Führung. Wenngleich der Aserbaidschaner im weiteren Kampfverlauf noch auf 7:3 verkürzen konnte, ließ sich Muszukajev davon nicht beirren und punktete seinerseits nochmals kurz vor Kampfende, sodass als Endergebnis ein klarer 10:3 Sieg des Ungarn auf dem Tableau zu sehen war. Im Halbfinale kam es zum Showdown der wohl im Moment beiden besten Freistilringer in der 65kg-Klasse. Mit dem Iraner Rahman Mousa Amouzadkhalili wartete der Weltmeister des Jahres 2022 auf Iszmail Muszukajev, den er zuletzt bei den letzten Weltmeisterschaften 2023 knapp besiegen konnte. Doch dieses Mal sollte der Iraner das bessere Ende für sich haben, denn Muszukajev konnte sich vom Anpfiff weg nicht auf den unorthodoxen Kampfstil des Iraners einstellen. In unnachahmlicher Weise sammelte Amouzadkhalili Wertung um Wertung und konnte Muszukajev noch in der ersten Runde vorzeitig mit 10:0 auspunkten. Im Kampf um die Bronzemedaille traf Muszukajev auf den Albaner Islam Dudaev - und es sollte sich ein Mattengefecht entwickeln, das an Dramatik nicht zu überbieten sein sollte. Nach einem zurückhaltenden Beginn, in dem sich beide Ringer abtasteten, war es Islam Dudaev, der die ersten erfolgreichen Aktionen anbringen konnte. Nach einem sehenswerten Ausheber und einem direkt anschließenden Durchdreher ging der Albaner mit 0:6 in Führung. Muszukajev ging im Anschluss wesentlich offensiver zu Werke und zwang seinen Gegner per Take Down zu Boden. Aus dem anschließenden Ansatz eines Durchdrehers entwickelte sich eine hektische Situation in der Bodenlage, in der sich beide Ringer gegenseitig in die gefährliche Lage bringen konnte. Nach Konsultation des Videobeweises ging es beim Stand von 4:8 weiter. Nach einem erfolgreichen Beinangriff verkürzte Muszukajev vor der Pause sogar noch auf 6:8 - der Anschluss war geschafft. Doch den Beginn des zweiten Kampfabschnitts verschlief Muszukajev vollkommen und brachte sich so um eine gute Ausgangsposition für die letzten Minuten - nach drei sehenswerten Aktionen zog Dudaev wieder auf 6:12 davon. Doch Muszukajev gab noch nicht auf und verkürzte wenig später auf 8:12. Dann Dramatik pur: in den letzten 30 Sekunden überschlugen sich die Ereignisse förmlich. Nach einem spektakulären Wurf im Standkampf glich der amtierende Weltmeister zum 12:12 aus und führte damit auf Grund der zuletzt erzielten Wertung. Doch der Kampf war immer noch nicht zu Ende: vier Sekunden vor dem Schlusspfiff - beide Ringer befanden sich im In-Fight im Bodenkampf - beförderten sich beide Ringer ins Mattenaus. Auch hier kam der Videobeweis zum Einsatz und das Kampfgericht vergab den letzten und entscheidenden Wertungspunkt an den Albaner Dudaev - eine in jedem Fall diskussionswürdige Entscheidung des Kampfgerichts. Damit waren Muszukajevs Medaillenhoffnungen geplatzt - im Gesamtklassement belegte der Ungar damit wie schon in Tokio den undankbaren fünften Platz. Gold ging an den Japaner Kotaro Kiyooka, Silber an den Iraner Rahman Mousa Amouzadkhalili. Über die zweite Bronzemedaille durfte sich neben dem Albaner Islam Dudaev noch der Puerto Ricaner Sebastian Rivera freuen. Ein bitteres Ende nahmen hingegen die Olympischen Spiele für den Halbschwergewichtler Erik Thiele, der bei seinen ersten olympischen Spielen als einziger Freistilringer die Farben Deutschlands vertrat. Im Achtelfinale traf Thiele auf den Kubaner Arturo Silot Torres, der in seiner bisherigen Karriere auf der großen internationalen Bühne noch nicht in Erscheinung getreten war. Von Kampfbeginn an merkte man Thiele die Anspannung an - nach einer Passivitätszeit gegen ihn ging sein Gegner in der ersten Runde mit 1:0 in Führung. Diese konnte der Kubaner nach einem Take Doch noch vor der Halbzeit auf 3:0 ausbauen. Auch im zweiten Kampfabschnitt war vom Aufbäumen gegen die drohende Niederlage Thieles nichts zu sehen. Nachdem Silot Torres auch in Runde zwei durch einen Beinangriff zu zwei weiteren Punkten kam, lag Thiele mit 0:5 zurück - einen Rückstand, den er an diesem Tag nicht mehr aufholen konnte. Da sein Gegner bereits im Viertelfinale nach einer Schulterniederlage die Segel streichen musste, blieb Thiele auch der Weg über die Hoffnungsrunde verwehrt. Im Gesamtklassement belegte er damit den 15. Rang. Gold ging in der 97kg-Klasse an den Bahrainer Akhmed Tazhudinov, Silber sicherte sich der Georgier Givi Matcharashvili. Die beiden Bronzemedaillen erkämpften sich der Iraner Amirali Azarpira und der Aserbaidschaner Magomedkhan Magomedov. Links: Verwandte News: Dateien: |
<- zurück zur News-Übersicht