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10.04.2025
 
Wahnsinn pur: David Baev und Chermen Valiev sind Europameister!
 
Von: Roman Hölzl


Die diesjährigen Europameisterschaften im Freistilringen hätten aus Sicht des SV Wacker Burghausen kaum erfolgreicher verlaufen können. So gewann David Baev den Europameistertitel in der Klasse bis 70kg, Chermen Valiev tat es seinem Team-Kameraden im 74kg-Limit gleich und sicherte sich ebenfalls Gold. Doch damit nicht genug: Auch Zelimkhan Khadjiev zog ins Finale ein und konnte sich am Ende über Silber freuen. Und selbst Iszmail Muszukajev und Mohammad Mottaghinia, die knapp an Edelmetall vorbeischrammten, wussten mit fünften Plätzen zu überzeugen.

Chermen Valiev bezwang den Russen Zaurbek Sidakov und sicherte sich Gold!

Auch David Baev beherrschte die 70kg-Klasse eindrucksvoll und krönte sich zum Europameister.

Mit der Silbermedaille belohnte sich Zelimkhan Khadjiev für seine beeindruckenden Turnierleistungen!

Gleich in der ersten Runde der Klasse bis 70kg kam es zur mit Spannung erwarteten Begegnung der beiden Burghauser – Iszmail Muszukajev und David Baev. Und es entwickelte sich ein überraschend eindeutiger Kampfverlauf im Fight der beiden ehemaligen Weltmeister: Schon mit der ersten Aktion gelang Baev ein Take Down, nachdem er den schnellen Angriffsversuchen Muszukajev erfolgreich ausweichen konnte. Noch in er ersten Runde baute er seinen Vorsprung auf 4:0 aus, da sein ungarischer Gegner zweimal die Kampffläche verlassen hatte. Zu Beginn der zweiten Runde machte Baev dann den Sack zu: auf einen weiteren Take Down ließ er zwei Beinschrauben folgen, durch die er den Zählerstand auf 10:0 hochschraubte, was einen technischen Überlegenheitssieg des Russen bedeutete. Und auch im Viertelfinale ließ Baev nichts anbrennen: im Duell mit dem Serben Viktor Stiven Voinovic feierte er einen vorzeitigen 10:0 Überlegenheitssieg. Nach einer Überführung aus dem Stand in die gefährliche Lage ließ der erfolgreichste Punktesammler des Burghauser Bundesligateams noch drei Durchdreher folgen, sodass nach nur gut einer Minute sein technischer Überlegenheitssieg feststand. Im Halbfinale wartete anschließend der Aserbaidschaner Kanan Heybatov auf den „Wackerianer“, der in den vergangenen Jahren mit einer Vielzahl an Medaillen bei U20 und U23 Welt- und Europameisterschaften für Aufsehen sorgte. Entgegen den vorangegangenen Kämpfen war die Halbfinalbegegnung dieser beiden Weltklasse-Athleten von gänzlich anderem Charakter: während David Baev zwar konstant attackierte, war es Heybatov, der eben diese stark vorgetragenen Angriffsversuche mit nicht weniger sehenswerten Defensiv-Aktionen neutralisierte. Am Ende sollten die Experten an der Ringmatte berechtigt festhalten können: Selten gab es einen hochklassigeren Kampf zu sehen, in dem weniger Wertungen zu sehen waren. Denn am Ende zog Baev durch einen 3:0 Punktsieg ins Finale ein – zwei Wertungspunkte entsprangen den Aktivitätszeiten gegen seinen Gegner, ein Punkt resultierte aus einer Verwarnung gegen den Aserbaidschaner. Im Finale kam es am Dienstag zum großen Show-Down mit dem Armenier Arman Andreasyan – dem amtierenden Europameister, der seinen Titel verteidigen wollte. Und David Baev setzte auch im Finale seine beeindruckend dominante Ringweise fort: nach einer knappen 1:0 Pausenführung baute er diese nach einem schnellen Beinangriff auf 3:0 aus. Und diesen Vorsprung konnte Baev aus einer sicheren Defensive heraus verwalten: nachdem beiden Athleten noch je eine Ein-Punkt Wertung zugesprochen wurde, endete dieser Finalkampf auf allerhöchstem Weltklasse-Niveau mit 4:1 zu Gunsten des Burghausers, der nach seinem Weltmeistertitel aus dem Jahr 2019 nun seinen ersten Titelgewinn bei Europameisterschaften feiern konnte. Bei der Siegerehrung zeigte sich Baev sichtlich bewegt und genoss seinen großen Moment mit einem breiten Lächeln im Gesicht in vollen Zügen.

Durch David Baevs Finaleinzug eröffnete sich für Iszmail Muszukajev nochmals die Chance, über die Hoffnungsrunde in den Kampf um die Bronzemedaille einzugreifen. Und im ersten Schritt ließ er sich diese Möglichkeit auch nicht entgehen: Gegen den Serben Viktor Stiven Voinovic gelang dem Ungarn ein unspektakulärer 4:2 Punktsieg, durch den er ins kleine Finale vorrückte, in dem er dem Aserbaidschaner Kanan Heybatov gegenüberstand. Auch hier entwickelte sich in der ersten Runde ein ausgeglichener Schlagabtausch, aus dem Heybatov mit einer 1:0 Führung in die Pause herausging. Doch zu Beginn der zweiten Runde gelang es dem Aserbaidschaner, seine Führung nach einem sehenswerten Wurf auf 5:0 auszubauen. Und wenngleich Muszukajev noch auf 2:5 verkürzen konnte – der Sieg war für ihn an diesem Abend unerreichbar, sodass für den ehemaligen Weltmeister dieses Mal nur der undankbare fünfte Platz blieb.

In der 79kg-Klasse wurde dem Franzosen Zelimkhan Khadjiev mit dem Aserbaidschaner Orkhan Abasov gleich ein bärenstarker Gegner im Auftaktkampf zugelost. Doch Khadjiev löste diese Herausforderung mit Bravour – nach einem Take down und einem Durchdreher ging der Franzose schnell mit 4:0 in Führung. Doch nach einem sehenswerten Überwurf seines Gegners verkürzte dieser auf 5:4. Doch im zweiten Kampfabschnitt setzte Khadjiev seine konzentrierte Leistung fort und stellte das Ergebnis nach einem weiteren Take down und einer Beinschraube auf 9:4. Wenngleich es seinem Gegner zwar noch gelang auf 9:5 zu verkürzen, änderte dies nichts am klaren Erfolg Khadjievs. Im Viertelfinale traf der Franzose auf den slowakischen Lokalmatadoren Akhsarbek Gulaev, der nach seiner Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften 2024 zum erweiterten Favoriten-Kreis auf Edelmetall galt. So entwickelte sich ein taktisch geprägter Kampf, aus dem Khadjiev als ungefährdeter 4:0 Punktsieger hervorging. Im Halbfinale kam es dann zum Generationen-Duell mit dem Moldawier Ion Marcu, der vor wenigen Wochen bei den U23-Europameisterschaften den Bronzerang erkämpfen konnte. Doch gegen die Routine des 30-jährigen Zelimkhan Khadjiev war an diesem Abend aus Sicht des Moldawiers kein Kraut gewachsen: denn schon nach den ersten drei Minuten lag der Franzose nach einem wahren Offensiv-Feuerwerk schier uneinholbar mit 7:0 in Front. Wenngleich in der zweiten Runde beiden Ringern keine Wertungen mehr gelingen wollten, stand für Khadjiev sein dritter Finaleinzug bei Europameisterschaften nach den Jahren 2018 und 2019 fest. Doch gegen den favorisierten Russen Akhmet Usmanov tat sich Khadjiev schwer: nach einem 0:1 Rückstand zu Pause gelang dem bulligen Russen ein brachialer Überwurf, durch den er seine Führung auf 5:0 ausbauen konnte. Dieser Wurf zeigte bei Khadjiev sichtlich Wirkung: trotz aller Bemühungen fand er an diesem Abend keine Mittel, um den Russen ernsthaft in Gefahr zu bringen. Vielmehr baute dieser seinen Vorsprung noch auf 9:1 aus, sodass dem Franzosen in Burghauser Diensten dieses Mal der Sieg verwehrt blieb. Doch trotz seiner Finalniederlage überzeugte Khadjiev über das gesamte Turnier hinweg mit bärenstarken Leistungen, die am Ende mit der Silbermedaille belohnt wurden.

Auch Mohammad Mottaghinia, der ebenfalls im 79kg-Limit antrat, feierte einen starken Turnierauftakt. Gegen den Italiener Jacopo Masotti schraubte er seinen Vorsprung Mitte der zweiten Runde auf 10:0 empor, was seinen technischen Überlegenheitssieg bedeutete. Auch im zweiten Turnierkampf wusste Mottaghinia restlos zu überzeugen: gegen den jungen Türken Okan Tahtaci feierte er einen weiteren vorzeitigen Sieg – dieses Mal mit 14:4. Kampfentscheidend waren Mottaghinias Beinschrauben, aus denen es für den Türken kein Entkommen gab. Im Halbfinale hatte es Mottaghinia anschließend mit dem russischen Top-Favoriten Akhmed Usmanov zu tun, der am Ende seiner Favoritenrolle gerecht wurde: wenngleich Mottaghinia seine Haut überaus teuer zu verkaufen wusste, war gegen die körperliche Dominanz seines Gegners für den Spanier nichts zu holen. Mehrmals schob Usmanov den Burghauser Freistil-Spezialisten im Stile eines Bulldozers „über den Haufen“, sodass Mottaghinia dem späteren Europameister mit 0:7 klar unterlegen war und damit im kleinen Finale landete. Im Kampf um die Bronzemedaille traf er auf den Georgier Vladimeri Gamkrelidze, einen mehrfachen Medaillengewinner bei Welt- und Europameisterschaften. Gegen den offensiv auftretenden Georgier hatte Mottaghinia zu Beginn des Kampfs mehr Defensivarbeit zu leisten, als ihm lieb war. Trotzdem ging er nach einem Step-Out seines Gegners mit 1:0 in Front, doch noch vor der Rundenpause gelang Gamkrelidze der 1:1 Ausgleich. Im weiteren Kampfverlauf bekam der Georgier immer mehr Oberwasser und baute seinen Vorsprung auf 4:1 aus, sodass Mohammad Mottaghinia knapp und unglücklich an der Bronzemedaille vorbeischrammte.

In der Klasse bis 74kg sah sich der Albaner Chermen Valiev im Viertelfinale mit dem hochgehandelten Bulgaren Ramazan Ramazanov konfrontiert. Doch Valiev löste diese Herausforderung eindrucksvoll: nach einem beeindruckenden Griff-Feuerwerk demontierte der Albaner seinen vollkommen überforderten Gegner nach allen Regeln der Ringkampfkunst, sodass noch in der ersten Runde sein technischer Überlegenheitssieg feststand. Und auch im Halbfinal-Fight mit dem jungen Aserbaidschaner Ghanazar Novruzov setzte sich Valiev nach einem harten Kampf am Ende ungefährdet mit 6:0 nach Punkten durch – auch in diesem Kampf machten Valievs Beinangriffe und agile Konteraktionen den Unterschied. Und so kam es zum Traum-Finale mit Zaurbek Sidakov, dem russischen Olympiasieger von 2021, dreifachen Weltmeister und zweifachen Europameister, der in den vergangenen sieben Jahre sage und schreibe nur ein einziges internationales Turnier nicht gewinnen konnte. Und es sollte sich ein denkwürdiger Finalkampf entwickeln, der an Dramatik kaum zu überbieten war. Nach einer ersten Runde, in der sich beide Ringer wie Raubkatzen belauerten – jederzeit bereit anzugreifen – ging es mit einem knappen 0:1 Rückstand für Valiev in die Rundenpause. Doch diesen Rückstand wendete er schnell in eine 2:1 Führung, bevor der Kampf in den letzten Sekunden nochmals unfassbar an Fahrt aufnahm. Aus einem verzweifelten Beinangriff Sidakovs resultierte binnen Sekunden ein menschliches Knäuel aus verknoteten Armen und Beinen – eine absolut verworrene Situation, die zuerst zu Gunsten des Russen gewertet wurde. Doch nach dem eingeforderten Videobeweis, der auf Grund der Vielzahl an Aktionen mehrere Minuten in Anspruch nahm, entscheid das Kampfgericht zu Gunsten des Albaners, der damit mit 4:2 in Führung ging und diese auch die verbliebenen sechs Sekunden über die Zeit brachte. Damit war nicht nur die historische Siegesserie von Zaurbek Sidakov gebrochen, vielmehr konnte Chermen Valiev seine erste Goldmedaille bei Europameisterschaften im Seniorenbereich feiern.

Aus Sicht der deutschen Nationalmannschaft endete die diesjährige EM einmal mehr im Hinblick auf die reinen Ergebnisse enttäuschend: abgesehen von Niklas Stechele, der in der 57kg-Klasse den fünften Rang belegte, kam keiner der deutschen Freistilringer über das Viertelfinale hinaus. Allerdings konnte den deutschen Starter ein hohes Maß an Kampfgeist und Einsatzwille nicht abgesprochen werden, sodass mit Wohlwollen von einem leichten Aufwärtstrend gesprochen werden kann. Im Allgemeinen waren sich alle Experten einig, dass die diesjährigen Europameisterschaften eine neue Ära im Freistilringen einläuten werden: denn nach den Olympischen Spielen, in denen jede Menge „alt-eingesessener“ Stars ihre Karriere beendeten, ist nun die Bühne für die nächste Generation und die ehemalige „zweite Garde“ bereitet. Dies zeigte sich in der teilweise enormen „Leistungs-Schere“, die innerhalb der Gewichtsklassen zwischen den Top-Athleten und den Newcomern auseinander ging.



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