Von: Martina Kastner Am vergangenen Sonntag hatte das Warten ein Ende. Nach sage und schreibe 49 Jahren stellt der SV Wacker Burghausen wieder einen Deutschen Seniorenmeister im Ringen. Zwar konnten die Wackerianer nach dem ersten deutschen Ringer-Titel bei den Männern von Hans Meilhammer im Jahr 1963 zahlreiche Goldmedaillen in anderen Altersklassen bejubeln. Auf eine zweite Medaille im Seniorenbereich musste man jedoch lange vergebens warten. Umso größer war der Jubel als ausgerechnet der Burghauser Publikumsliebling Matthias Maasch (66 kg griechisch-römisch) am Sonntag das oberste Treppchen auf dem Siegerpodest erklomm. ![]() Sein enormer Einsatzwille bescherte Matthias Maasch den Titel des Deutschen Meisters. ![]() Auch Eugen Ponomartschuk stemmte sich erfolgreich gegen seine Gegner und sicherte sich Bronze. ![]() Am Abend wurde dann kräftig gefeiert - auch Bürgermeister Hans Steindl ließ sich die Chance nicht entgehen, den beiden Athleten zu gratulieren. Eine weitere Medaille für den SVW errang Maaschs Kumpel Eugen Ponomartschuk. Der ehrgeizige Wackerianer belegte in der 84 kg Kategorie den dritten Platz. Bei dem im württembergischen Ehningen ausgerichteten Turnier demonstrierte Maasch von Beginn an seine Stärke. Er bezwang Lukas Wagner vom ASV Hüttigweiler im Achtelfinale klar mit 1:0 und 3:0, ehe er auch im Viertelfinalkampf gegen Marc Wentzke (RSV Frankfurt/Oder) mit 1:0 und 1:0 nichts anbrennen ließ. Im Halbfinale bekam es der 26-jährige Burghauser dann mit Benjamin Raiser vom Ausrichterverein TSV Ehningen zu tun. Raiser konnte seinen Heimvorteil nicht nutzen und so zog Maasch nach zwei weiteren 1:0-Durchgängen ohne Rundenverlust ins Finale ein. Dieses fand ebenso wie die Kämpfe um Platz drei am Sonntag statt. Im letzten Finalkampf des Turniers bekam es Maasch ausgerechnet mit Christian Fetzer vom TSV Herbrechtingen zu tun, der nach der Absage von Europameister Frank Stäbler zu den großen Favoriten der 66 kg zählte. Spürbar groß war daher die Aufregung nicht nur bei Maasch selbst, sondern auch bei den vielen Burghauser Fans und Betreuern, die ihren Liebling bei dem Turnier lautstark unterstützen. Im Hinterkopf hatten alle das Resultat aus der vergangenen Erstligasaison, als Maasch gegen den in der Bundesliga für Aalen startenden Fetzer nur knapp mit 1:0 bezwang. Dass man sich auf einen spannenden Kampf einzustellen hatte, war damit klar. Doch was die beiden Klassikspezialisten sich gegenseitig abverlangten, überbot die Erwartungen bei weitem. Gerade weil beide Ringer leistungstechnisch absolut auf Augenhöhe sind, kam in Runde 1 während der ersten 90 Sekunden Standkampf keine Wertung zu Stande. Gemäß dem neuen Reglement nahm Maasch, der das rote Trikot trug, als erster die Oberlage ein. Fetzer gelang es sich umgehend aus der Bankstellung in den Stand zurück zu begeben. Maasch erzielte in der verbleibenden Zeit keine Wertung und so schrieb sich Fetzer die erste Runde gut. Auch in Abschnitt 2 gingen beide Ringer von Anfang an energisch in die Zweikämpfe. Als Maaschs Lippe nach einer unsauberen Aktion seines Gegners blutete, musste der Kampf kurz unterbrochen werden. Als hätte diese kleine Verletzung seinen Kampfgeist erst recht zum Leben erweckt, ging Maasch fortan noch aggressiver in das Duell. Da aber auch im zweiten Abschnitt kein Wertungspunkt im Standkampf zu verteilen war, durfte nun Fetzer die angeordnete Oberlage einnehmen. Maasch setzte auf seine ausgezeichnete Bodenabwehr und sicherte sich somit diese Runde. Im alles entscheidenden Durchgang blieben die ersten 90 Sekunden abermals punktfrei. Der neuen Regel zufolge entschied - aufgrund der bisherigen Punktgleichheit im gesamten Kampf - das Los darüber, wer die Oberlage einnimmt. Diesmal erwischte es den Burghauser. Er hatte somit noch genau 30 Sekunden Zeit um seinen Traum von seinem ersten Titelgewinn im Seniorenbereich wahr werden zu lassen. In den ersten 20 Sekunden mühte sich der Sympathieträger vergebens, doch dann bündelte er noch mal alle Energie in einen Ausheber – und schon war es geschehen. Fetzer landete im Mattenaus und Maasch ließ sich von seinen Betreuern und Fans feiern. Das Trainerteam von Christian Fetzer versuchte zwar über die so genannte Challenge und den daraus resultierenden Videobeweis noch etwas am Ergebnis zu drehen. Doch das Kampfgericht blieb bei seiner Wertung und somit kannte der Jubel im SVW-Lager keine Grenzen mehr. Bei der anschließenden Siegerehrung zeigte der frischgebackene deutsche Meister, dass ihn nicht nur ein enormer Kampfgeist sondern auch große Loyalität auszeichnet. Maasch stieg im T-Shirt mit der Aufschrift „Gemeinsam für Martin“ auf das Podest, um an seinen Ringerkameraden Martin Kittner, der seit einem tragischen Unfall auf der Ringermatte im September 2006 querschnittsgelähmt ist, zu erinnern. Der Hallensprecher würdigte dies und verwies auf das Spendenkonto, welches auf der Rückseite des T-Shirts abgedruckt war. Die zweite Medaille für den SV Wacker hatte Eugen Ponomartschuk erkämpft. Der Mittelgewichtler setzte sich in der Qualifikationsrunde gegen Thomas Leffler aus Jena durch (0:1, 1:0, 3:0). Im anschließenden Achtelfinale gab er die erste Runde knapp mit 0:1 an Bogdan Eismont (TSV Benningen ab), ehe er in den darauf folgenden beiden Runden für je einen phänomenalen Überwurf mit einer Fünferwertung belohnt wurde. Im Viertelfinale bekam er es dann mit dem späteren Titelträger Denis Kudla vom Vfk Schifferstadt zu tun. Die erste Runde gab Eugen nach angeordneter Oberlage an Kudla ab. In Abschnitt 2 musste Ponomartschuk in die Bodenlage. Kudla schien hier keine Wertung zu erzielen, doch das Kampfgericht wollte eine unerlaubte Beinarbeit des Burghausers gesehen haben und sprach ihm eine Verwarnung aus. Kudla erhielt im gleichen Zug zwei Punkte und gewann damit diesen Kampf. Nach dieser unglücklichen Niederlage siegte der Wackerianer in der Hoffnungsrunde gegen Matthias Baumeister (SV Johannis Nürnberg) und zog damit ins kleine Finale ein. Da sein Dauerrivale Jan Fischer jedoch verletzungsbedingt bereits am Samstag das Turnier beenden musste, erhielt Ponomartschuk kampflos die Bronzemedaille. Kurz nachdem die beiden Medaillengewinner wieder in ihre Heimatstadt Burghausen zurückgekehrt waren, wurden sie mit Plakaten und Geschenken in Empfang genommen. Bei einer kleinen Feierstunde ließen es sich auch Bürgermeister Hans Steindl und der erste Vorsitzende des SV Wacker, Dr. Christian Freyer, sowie sein Stellvertreter Michael Brendtner, der zugleich als Patron der Ringerabteilung fungiert, nicht nehmen, die beiden Sportler zu beglückwünschen. Auch Abteilungsleiter Jürgen Löblein gratulierte seinen Schützlingen voller Stolz: „Das ist ein überragender Erfolg für den Verein, die Abteilung und die Stadt Burghausen.“
Stimmen zur Deutschen Seniorenmeisterschaft gr.-röm. 2012:
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