Von: Roman Hölzl Dass der sympathische Ungar Iszmail Muszukajev einer der besten Ringer darstellt, den man in Burghausen jemals gesehen hat, steht gänzlich außer Frage. Nun konnte sich der Freistilspezialist den großen Traum eines jeden Sportlers erfüllen und sich bei den diesjährigen Weltmeisterschaften die Goldmedaille sichern. Auch Burghausens Neuzugang Arsen Harutyunyan lieferte bei der Weltmeisterschaft in Belgrad (Serbien) beeindruckende Leistungen ab. Der Lohn für die Mühen: Die Bronzemedaille! Beide Ringer lösten damit auch die ersten Tickets für die Olympischen Spiele, die im kommenden Sommer in Paris stattfinden werden. ![]() Gut Lachen hatte Iszmail Muszukajev, der sich zum ersten Mal zum Weltmeister krönte. ![]() WM-Bronze und ein Olympia-Ticket sicherte sich Neuzugang Arsen Harutyunyan. ![]() Erik Thiele überzeugte in Belgrad mit starken Leistungen - am Ende stand er nach skandalösen Entscheidungen mit leeren Händen da Kaum in Worte zu fassen war der Auftritt von Iszmail Muszukajev (Ungarn), der sich in seiner angestammten 65kg zum ersten Mal zum Weltmeister kürte. Diese Leistung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, war doch die Konkurrenz in der 65kg-Klasse mit die stärkste im gesamten Turnier. Im Sechzehntelfinale traf Muszukajev auf den Kasachen Adil Ospanov, den er ungefährdet mit 7:0 nach Punkten bezwingen konnte. Doch bereits im Achtelfinale wartete mit dem japanischen Olympiasieger und mehrfachem Weltmeister Takuto Otoguro einer der absoluten Top-Favoriten auf den diesjährigen Weltmeistertitel: doch davon ließ sich Muszukajev verunsichern und legte den anschließend vollkommen konsternierten Favoriten im zweiten Kampfabschnitt nach einem herrlichen Angriff zur Hüfte beim Stand von 6:1 auf beide Schultern. Im Viertelfinale wartete mit dem Russen Shamil Mamedov ein weiterer schwerer Gegner, der sich zuletzt im Jahr 2021 und Junioren-Weltmeister küren konnte. In einem ausgeglichenen und taktisch geführten Mattengefecht setzte sich Muszukajev am Ende ebenfalls mit 5:4 nach Punkten ein und rückte damit ins Halbfinale vor, wo mit dem Iraner Rahman Mousa Amouzadkhalili – seines Zeichens vierfacher Welt- und Asienmeister - der wohl aktuell stärkste Ringer in der 65kg-Klasse wartete. Nach einer ausgeglichenen ersten Runde ging es beim Stand von 2:2 in die entscheidende Phase, in der sich ein Duell beider Weltklasseringer mit offenem Visier entwickelte. Zehn Sekunden vor Kampfende sah der Iraner wie der sichere Sieger aus, führte er doch mit 5:4. Doch Iszmail Muszukajev gelang mit dem letzten Beinangriff der entscheidende Take-Down, der nicht nur zwei Wertungspunkte, den 6:5 Punktsieg, sondern auch den vielumjubelten Finaleinzug brachte. Im Finale traf Iszmail Muszukajev auf den Puerto Ricaner Sebastian Rivera – einen Ringer, den dort selbst die größten Experten nicht erwarteten. Rivera konnte in seiner noch jungen Karriere bisher nur auf einen fünften Platz bei den Weltmeisterschaften 2022 zurückblicken. Und mit dem großen Ziel vor Augen, ließ Muszukajev von der ersten Minute an keinen Zweifel, wer am Ende die Matte als Sieger verlassen würde. Dank Muszukajevs gefürchteten Beinangriffen ging der Ungar schnell mit 3:0 in Führung und baute diese dank eines blitzschnellen Angriffs verbunden mit einem kraftvollen Ausheber sogar noch auf 7:0 vor der Pause aus. Kurz nach Wiederbeginn war das ungleiche Duell dann vorzeitig beendet - ein weiterer Vier-Punkte Wurf Muszukajevs brachte dem 30-jährigen Ungarn seinen ersten WM-Titel in seiner langen Karriere ein. Im untersten Limit bis 57kg gingen mit Wacker-Neuzugang Arsen Harutyunyan (Armenien) und Vladimir Egorov (Nord-Mazedonien) zwei Athleten an den Start. Allen voran Arsen Harutyunyan, der eigentlich in der Gewichtsklasse bis 61kg beheimatet ist und sich dort auch zum dreifachen Europameister kürte, überzeugte in Belgrad restlos. Auf klaren Auftaktsiegen gegen den Ukrainer Kamil Kerymov und den Italiener Simone Vincenzo Piroddu kam es im Achtelfinale zum Duell mit Vladimir Egorov. Dieser zeigte das dahin ebenfalls eine überzeugende Leistung, konnte er doch den favorisierten Georgier Roberti Dingashvili mit 4:2 nach Punkten in Schach halten. Doch im Duell zwischen Egorov und Harutyunyan wurde schnell klar, warum sich die Burghauser Verantwortlichen für die kommende Saison die Dienste des armenischen Ausnahmeringers gesichert haben: Mit einem eindrucksvollen 11:0 eliminierte Harutyunyan seinen zukünftigen Mannschaftskameraden vorzeitig. Doch im Viertelfinale erlitten Harutyunyans Hoffnungen auf die Goldmedaille einen erheblichen Dämpfer – gegen den japanischen Weltmeister von 2022 – Rei Higuchi – zog Harutyunyan in einem denkwürdigen Gefecht mit 14:16 den Kürzeren, erhielt aber im weiteren Turnierverlauf noch die Chance auf Bronze in der Hoffnungsrunde, nachdem Higuchi der Finaleinzug glückte. Diese Chance ließ sich Harutyunyan nicht entgehen: Nachdem er zuerst den Chinesen Wanhao Zou mit 10:0 von der Matte gefegt hatte, ließ er im kleinen Finale auch dem Kasachen Meirambek Kartbay nicht den Hauch einer Chance. Mit 11:0 folgte eine weitere Demonstration der Leistungsfähigkeit des Armeniers, der sich damit nicht nur die Bronzemedaille gewann, sondern auch das Ticket zu den olympischen Spielen lösen konnte. Ernüchterung machten sich bei den deutschen Freistilringern breit, die abgesehen vom Westendorfer Niklas Stechele (bis 57kg) und Burghausens Halbschwergewichtler Erik Thiele (bis 97kg) in der ersten Runde des Turniers ausschieden. Zum Turnierauftakt gelang Thiele gegen den Australier Thomas John Mcglinchey Barns ein ungefährdeter 11:0 technischer Überlegenheitssieg. Und auch im Achtelfinale wusste Thiele gegen den ehemaligen Wackerianer Zbigniew Baranowski (Polen) zu überzeugen: gegen den mehrfachen Medaillengewinner bei Europameisterschaften spielte Thiele seine ganze Routine aus und sicherte sich einen beeindruckenden 6:1 Punktsieg, den er sich nach einem spektakulären Überwurf im zweiten Kampfabschnitt redlich verdient hatte. Und auch im Viertelfinale befand sich Thiele lange auf der Siegerspur: Gegen den aus Aserbaidschan stammenden Magomedkhan Magomedov lieferte Thiele vor allem im ersten Kampfabschnitt eine bärenstarke Leistung ab: nach einem Bilderbuch-Arm-Drehschwung ging Thiele mit einer knappen 5:3 Führung in die Pause. Doch gleich zu Beginn der zweiten Runde platzte der Traum vom Halbfinale, da es für Thiele aus der „Zange“ von Magomedov kein Entkommen mehr gab und Thiele eine unglückliche Schulterniederlage hinnehmen musste. Doch auch für ihn bot sich mit der Hoffnungsrunde eine weitere Chance auf Edelmetall und einen der begehrten Olympia-Startplätze. Doch leider endete der Entscheidende Kampf von Thiele gegen den Türken Ibrahim Ciftci mit einem handfesten Skandal. Vier Sekunden vor Schluss lag Thiele mit 1:3 in Rückstand und setzt mit letzter Kraft zu einem Beinangriff an, durch den er seinen Gegner zu Boden zwang und zum 3:3 ausglich, was den Sieg bedeutet hätte. Dieser wurde ihm jedoch nach einem mehr als dubiosen Videobeweis wieder aberkannt, da die Wertung erst nach Ablauf der Zeit erfolgt sein. Trotz eines vorliegendem Bildbeweises, dass zum Zeitpunkt der Wertung noch eine Sekunde auf der Uhr war, wurde auch der nachträgliche Protest des Deutschen Ringerbundes abgewiesen. Die an Abstrusität nicht mehr zu überbietende Begründung: Die für die Sportler an der Matte angezeigte Kampfzeit sei schlussendlich nicht ausschlaggebend. Die relevante - den Sportlern jedoch nicht ersichtliche Uhr - wäre bereits abgelaufen gewesen, sodass die Wertung zurückgenommen wurde. Damit war die große Chance Thieles auf seine erste Olympia-Qualifikation verstrichen. Nichts zu holen gab es hingegen für die beiden Bulgaren Ali-Pasha Umarpashaev und Akhmed Magamaev. In der Klasse bis 74kg musste sich Umarpashaev gleich im Auftaktgefecht dem Iraner Yones Aliakbar Emamichoghaei mit 6:0 geschlagen geben. Für Akhmed Magamaev, der nach seinem Kreuzbandriss zum ersten Mal wieder international auf der Matte stand, solle das Turnier zu einem echten Drama werden. Zwar gelang Magamaev im ersten Duell mit dem Kubaner Arturo Silot Torres ein klarer 5:2 Sieg, doch verletzte er sich und wurde so präventiv vom bulgarischen Trainerteam zum Schutz der Gesundheit aus dem Turnier genommen.
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