Von: Roman Hölzl Mit leeren Händen kehrten die Burghauser Ringer von den diesjährigen Weltmeisterschaften zurück, die das zweiten Jahr in Folge ohne WM-Medaille blieben. Heuer mussten die Burghauser Athleten die Übermacht der primär osteuropäischen und asiatischen Nationen im griechisch-römischen Stil neidlos anerkennen – denn trotz größter Bemühungen war spätestens im Viertelfinale für alle Sportler aus dem SVW-Bundesligakader das vorzeitige Turnierende erreicht. Die ansprechendsten Leistungen zeigten Christopher Kraemer mit einem zwölften Platz und Michael Widmayer mit Rang sieben im Gesamtklassement. Christopher Kraemer, der sich heuer bisher in bestechender Form präsentierte, war es, dem die Experten am ehesten eine Spitzenplatzierung zugetraut hätten. Mit einem technisch überlegenen Sieg gegen den aus Tadschikistan stammenden Aslamdzhon Azizov gelang Kraemer ein starker Turniereinstand in der 60kg-Gewichtsklasse. Eine echte Bewährungsprobe wartete auf Kraemer im Achtelfinale, in dem er dem ehemaligen russischen U23 Welt- und Europameister Anvar Allakhiarov gegenüberstand. Dank seines aggressiven Standkampfs ging Kraemer schnell mit 6:0 in Führung, jedoch verkürzte Allakhiarov noch vor der Pause auf 7:4. Mit seiner abgeklärten und cleveren Ringweise ließ Kraemer im zweiten Kampfabschnitt nur noch einen Wertungspunkt des Russen zu und brachte somit den Vorsprung über die Zeit. Doch im Viertelfinale kam für Kraemer das jähe Turnierende, fand er doch im Duell mit dem Iraner Mehdi Seifollah Mohsen Nejad niemals wirklich in den Kampf. Am Ende unterlag Kraemer klar mit 7:0 nach Punkten, was das Turnieraus bedeutete. Michael Widmayer überzeugte allen voran im Standkampf dank seines unbändigen Vorwärtsdrangs, der viele seiner Gegner in erhebliche Bedrängnis brachte. So sicherte sich Widmayer zum Turnierauftakt einen ungefährdeten 3:1 Punktsieg gegen den Algerier Abdelmalek Merabet – seines Zeichens Olympiateilnehmer von Tokio 2021 - gefolgt von einem beeindruckenden 11:5 Punktsieg gegen Chinesen Jian Tan. Im Viertelfinale der nicht-olympischen 72kg-Klasse traf Widmayer auf den Türken Selcuk Can, der in der Bundesliga für den AC Lichtenfels auf die Matte geht und mit dem er sich stehts Gefechte auf Augenhöhe lieferte – so auch dieses Mal. Zwar konnte Widmayer gegen seinen starken Kontrahenten lange mithalten, doch am Ende entschieden die Bodenlagen diesen Vergleich. Während Widmayer keine Wertung zustande brachte, konnte der Türke einen Ausheber anbringe, der mit zwei Wertungspunkten belohnt wurde. Da ihm trotz höchsten Einsatzes keine weitere Wertung mehr gelingen wollte, musste er sich am Ende mit 1 :4 nach Punkten gegen den späteren Bronzemedaillisten geschlagen geben. Mit einer Mischung aus Pech und übertriebener Risikobereitschaft verabschiedete sich hingegen Witalis Lazovski bereits nach dem ersten Kampf aus dem Turniergeschehen der Gewichtsklasse bis 67kg. Gegen den Inder Vinayak Siddheshwar Patil zeigte Lazovski an und für sich eine solide Leistung und kam in beiden Runden zu technischen Wertungen aus dem Standkampf. Vor allem im ersten Kampfabschnitt war schlussendlich die Verwunderung groß, als das Kampfrichter-Trio dem Inder die Oberlage im Bodenkampf zusprach. Nach einem Durchdreher des Inders ging es mit einem 1:3 Rückstand in die Rundenpause. Auch in Runde zwei bot sich dasselbe Bild: Lazovski fand schnell zu seinem Stil und verkürzte auf 2:3, doch dann wurde ihm sein gesteigerter Offensivdrang mehrmals zum Verhängnis. Patil sammelte Wertung um Wertung und ging am Ende als ungefährdeter 8:2 Punktsieger von der Matte. Damit waren auch für ihr die Hoffnungen auf WM-Edelmetall und die Olympia-Qualifikation dahin. Idris Ibaev, der normalerweise international in der 77kg-Klasse antritt, wurde vom Bundestrainer dieses Mal für die nicht-olympische 82kg-Gewichtsklasse nominiert. Trotz körperlicher Nachteile zeigte Ibaev im ersten Kampf gegen Altmeister Maksim Manukyan (Armenien) eine beeindruckende Leistung, der in seiner langen Laufbahn auf Welt- und Europameistertitel zurückblicken kann. Am Ende sicherte sich der ehemalige U23-Weltmeister nach einem aktionsreichen Kampf gegen den ehemaligen Europameister den verdienten 9:6 Punktsieg. Doch bereits im Achtelfinale war auch für Ibaev Schluss. Gegen den Georgier Gela Bolkvadze konnte Ibaev seine Agilität im Standkampf nicht zu seinem Vorteil nutzen – trotz einer starken kämpferischen Leistung musste sich Ibaev am Ende mit 2:3 nach Punkten unglücklich geschlagen geben. Gleich mehrere Chancen auf Edelmetall boten sich die Burghauser Ringern im 97kg-Limit des Halbschwergewichts, da mit dem serbischen Lokalmatadoren Mikheil Kajaia, dem Italiener Nikolosz Kakhelashvili und dem norwegischen Burghauser Neuzugang Felix Baldauf gleich drei hoffnungsvolle Athleten an den Start gingen. Souverän setzten sich alle drei Ringer in ihren Kämpfen des Sechzehntel-Finals durch: Während Kajaia dem Ukrainer Serhii Omelin mit 5:1 keine Chance ließ, gelang Kakhelashvili ein Sieg gegen den Kasachen Olzhas Syrlybai. Felix Baldauf hatte mit dem Georgier Giorgi Melia den nominell stärksten Gegner, den er nach einem hitzigen Gefecht mit 3:1 nach Punkten in die Knie zwingen konnte. Im Achtelfinale musste sich Kakhelashvili anschließend dem jungen Russen Abubakar Khaslakhanov vermeidbar mit 1:3 nach Punkten geschlagen geben. Besser machten es hingegen Mikheil Kajaia und Felix Balauf, die beide ins Viertelfinale vorrücken konnten. Während Kajaia den ungarischen Top-Favoriten Tamas Levai mit 7:5 niederringen konnte, ließ Baldauf dem Schweden Aleksandar Stjepanetic nicht den Hauch einer Chance und punktete ihr souverän mit 9:0 vorzeitig aus. Doch im Viertelfinale war dann auch für die verbliebenen beiden Ringer aus dem SVW-Bundesligakader das Ende der Fahnenstange erreicht. Während Kajaia gegen den Litauer Mindaugas Venckaitis mit 9:0 unter die Räder kam, musste sich Baldauf dem späteren Bronzemedaillisten Mohammadhadi Abdollah Saravi (Iran) knapp mit 1:4 nach Punkten geschlagen geben. Auch für die anderen deutschen Ringer blieb die erhoffte Olympia-Qualifikation nur ein vager Traum. Deni Nakaev, der im 77kg-Limit den Vorzug vor Idris Ibaev und Roland Schwarz erhalten hatte, landete nach nur einem Sieg auf Platz 19. In der Klasse bis 87kg zeigte Hannes Wagner zwar starke Leistungen, die ihn bis ins Achtelfinale führten, gegen den starken Weißrussen Kiryl Maskevich gab es für ihn jedoch auch kein Durchkommen. Schwergewichtler Jello Kramer landete im Gesamtklassement sieglos auf Platz 22. Die größten Hoffnungen hatte Routinier Peter Öhler in der Klasse bis 97kg, der sich über die Hoffnungsrunde bis auf Platz 7 des Klassements hocharbeitete. Am Ende fehlen ihm aber zwei weitere Siege, um die Olympia-Qualifikation einzufahren. In der nicht-olympischen Klasse bis 63kg kassierte Etienne Kinsinger eine unglückliche 3:3 Auftaktniederlage gegen den Ungarn Krisztian Kecskemeti, die auch für ihn das vorzeitige Turnier-Aus bedeute. Am Ende war allen Beteiligten klar, dass in einigen Gewichtsklassen eine Leistungssteigerung erfolgen musss, um gegen das unglaublich hohe Leistungsniveau der Konkurrenz ankommen und schlussendlich die angestrebtem Olympia-Tickets einfahren zu können.
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