Von: Roman Hölzl Die unzähligen Zuschauer in der Pariser Champ-de-Mars Arena bekamen in der Gewichtsklasse bis 74kg ein herausragendes Turnier mit einer Vielzahl an spektakulären Aktionen zu sehen. Als herausragender Athlet krönte sich SVW-Neuzugang Razambek Jamalov nach einem Schultersieg gegen den Japaner Daichi Takatani zum diesjährigen Olympiasieger. Und auch der zweite Burghauser Neuzugang, der Albaner Chermen Valiev, wusste mit seiner Bronzemedaille in Paris restlos zu überzeugen. In der qualitativ am stärksten besetzten Gewichtsklasse bis 74kg Freistil gingen mit Razambek Jamalov (74kg Freistil, Usbekistan) und Chermen Valiev (74kg Freistil, Albanien) zwei hoffnungsvolle Starter aus dem Bundesligakader des SV Wacker Burghausen an den Start. In der Qualifikationsrunde kam es für Jamalov zum Kräftemessen mit dem starken Belarussen Mahamedkhabib Kadzimahamedau. Schnell wurde dem anwesenden Fachpublikum klar, dass sich Jamalov bei den diesjährigen Olympischen Spielen in optimaler Form befand. In beeindruckender Manier ließ er dem Silbermedaillengewinner der Spiele in Tokyo 2021 nicht den Hauch einer Chance und siegte ungefährdet mit 8:0. Im Achtelfinale wartete auf den Usbeken mit dem Slowaken Taimuraz Salkazanov ein weiterer Top-Favorit auf einen der begehrten Medaillenränge. Und auch in diesem Kampf legte Jamalov los wie die Feuerwehr: Schon nach 30 Sekunden sicherte er sich durch einen Take Down die ersten beiden Wertungen. Mit einer spektakulären Aktion aus dem Standkampf, in der er sich selbst mitsamt seinem Gegner nach hinten einrollte, sicherte er sich wenig später vier weitere Punkte. Wenngleich sein Gegner vor der Rundenpause noch auf 6:2 verkürzen konnte, ging Jamalov mit einem angenehmen Punktepolster in die Halbzeit. Der zweite Kampfabschnitt wurde von beiden Widersachern wesentlich hektischer geführt - nichtsdestotrotz egalisierten sich die beiden Weltklasseringer abgesehen von einer Ein-Punkt-Wertung für Salkazanov weitgehend. Erst in den letzten Sekunden konnte Jamalov seinen ungestüm vorpreschenden Gegner nochmals auskontern und am Ende mit einem 10:3 Sieg den Viertelfinaleinzug klarmachen. Eine unfassbare Energieleistung war im Achtelfinale hingegen für den Albaner Chermen Valiev im Kampf gegen den Aserbaidschaner Turan Bayramov von Nöten. Gegen den amtierenden U23 Europameister geriet Valiev unnötig mit 0:3 in Rückstand, nachdem er mehrere aussichtsreiche Chancen auf Punkte, nach an und für sich gut ausgeführten Beinangriffen, liegen ließ. Und auch in den ersten beiden Minuten der zweiten Runde gab es für die Zuschauer zwar schöne Angriffsversuche zu bestaunen, jedoch keine Wertungen. Der Wendepunkt zu Gunsten Valievs erfolgte in der letzten Minute der Kampfzeit, nachdem er einen Beinangriff seines Gegners abfangen und diesen beinahe schultern konnte. Durch diese Aktion schrumpfte sein Rückstand auf 2:3, was bedeutete, dass eine weitere Ein-Punkt-Wertung für Valiev auf Grund der zuletzt erzielten Wertung den Sieg bedeuten würde. Nun setzte Valiev alles auf eine Karte und setzte in den letzten 30 Sekunden der Kampfzeit seinem Gegner immer wieder zu, bis dieser einen seiner ungestümen Angriffe nicht mehr abwehren konnte und vier Sekunden vor Kampfende von Valiev aus dem Mattenkreis befördert wurde. Durch den 3:3 Ausgleich gelang Valiev der vielumjubelte Einzug ins Viertelfinale. Dort kam es wenig später zum Gefecht der beiden Burghauser Neuzugänge. Und auch hier sollte sich ein spektakulärer Kampf entwickeln, der mit einer diskussionswürdigen Entscheidung in den letzten Sekunden in Erinnerung bleiben wird. Nach einem schnellen Take Down zu Kampfbeginn ging Jamalov mit 2:0 in Front, ließ sich aber in der folgenden Bodenlage zu einem riskanten Durchdreher hinreißen, den Valiev erfolgreich kontern und Jamalov fast auf beide Schultern legen konnte. Doch der Usbeke konnte sich aus dieser misslichen Lage gerade noch befreien und beförderte seinen neuen Burghauser Teamkameraden wenig später aus der Kampffläche, sodass es mit einer 3:2 Führung für Jamalov in die Pause ging. Diese egalisierte Valiev wenig später durch ein Step-Out am Mattenrand seines Gegners und ging anschließend nach einem Durchdreher seinerseits mit 3:5 in Führung. Doch die Führung hatte nicht Lange bestand, denn Jamalov verkürzte gleich mit der nächsten Aktion auf 4:5. Dann brachen die letzten 20 Sekunden an und es wurde hektisch. Jamalov marschierte energisch nach vorne, um die notwendigen Punkte aufzuholen. Für das Kampfgericht entzog sich Valiev seinem Gegner auf unfaire Art und Weise. Durch die Verwarnung stand es 5 Sekunden vor Kampfende 5:5, wobei Valiev durch die höheren erzielten Wertungen den Vorteil noch auf seiner Seite hatte. Auch in den verbliebenen fünf Sekunden befand sich Valiev ausschließlichen auf der Flucht vor seinem Gegner und wich dem Usbeken konsequent aus. Die Strafe folgte auf dem Fuß: Valiev erhielt eine zweite Verwarnung sowie einen weiteren Strafpunkt und der sicher geglaubte Sieg war für den Albaner dahin - eine harte, aber nach dem Regelwerk vertretbare Entscheidung des Kampfgerichts. Im Halbfinale wartete auf Jamalov mit dem Tadschiken Viktor Rassadin ein weiterer Hochkaräter. Nach einer ruhigen Anfangsphase ging Jamalov nach einem sehenswerten Konter aus dem Spagat heraus mit einer 3:0 Führung in die Halbzeit. Der Beginn der zweiten Runde gehörte optisch dem Tadschiken Rassadin, der Jamalov erneut zu einer "Spagat-Abwehr" zwang. Und wieder konnte der Usbeke in Burghauser Diensten aus dieser schier unmöglichen Situation punkten und seine Führung auf 5:0 ausbauen. Beide Ringer lieferten sich einen sehenswerten Kampf, in dessen weiteren Verlauf beide Sportler direkt nacheinander noch in einer Situation im Boden zu Punkte kamen. Am Ende brachte Jamalov seinen 8:2 Vorsprung erfolgreich über die Zeit, sodass der Finaleinzug geschafft war. Dies bedeutete gleichzeitig, dass Chermen Valiev die Chance auf Bronze in der Hoffnungsrunde erhalten würde. In dieser machte Valiev anschließend mit Mahamedkhabib Kadzimahamedau, dem Vize-Olympiasieger von 2021, kurzen Prozess. Nach einer konzentrierten Leistung und durch seine blitzschnellen Beinangriffe punktete Valiev seinen Gegner im zweiten Kampfabschnitt vorzeitig aus und zog in den Kampf um Bronze ein. Dort wartete mit dem Tadschiken Viktor Rassadin ein altbekannter auf ihn, verlor Valiev doch gegen ihn zuletzt beim Welt-Qualifikationsturnier. Doch auch in diesem Duell brillierte der Albaner erneut: Nach zwei Einser Wertungen führte Valiev zur Halbzeit eines bis dahin von beiden Ringern vorsichtig und zurückhaltend geführten Kampfs. In der zweiten Runde baute Valiev mit einer Zwei-Punkt Wertung seinen Vorsprung weiter aus, nachdem er seinen Gegner abfangen und zu Boden zwingen konnte. Zwar konnte sein Konkurrent im weiteren Kampfverlauf noch auf 6:2 verkürzen, doch am Ende behielt Valiev die Nerven und brachte seinen Vorsprung souverän über die Zeit. Die Olympische Bronzemedaille stellt Valievs größten Erfolg seit seinen Titelgewinnen bei den U23 Welt- und Europameisterschaften der U23 im Jahr 2021 dar. Im Finale stand wenig später Razambek Jamalov dem Japaner Daichi Takatani gegenüber, der auf seinem Weg ins Finale u.a. den Top-Favoriten auf Gold - den vierfachen Weltmeister Kyle Dake aus den USA - in einem denkwürdigen Duell mit 20:12 bezwingen konnte. Doch an diesem Tag sollte Razambek Jamalov für den Japaner nicht zu bezwingen sein: Nach einem Take-Down in der ersten Runde fixierte Jamalov seinen Gegner sehenswert per Zangengriff, beförderte ihn in die gefährliche Lage und schulterte ihn nur Augenblicke später. Damit sicherte er sich und seinem Land Usbekistan nach einer beeindruckenden Leistung die hochverdiente Goldmedaille. Der Silberrang ging damit an den Japaner Takatani, die zweite Bronzemedaille sicherte sich der US-Amerikaner Kyle Dake. Links: Verwandte News: Dateien: |
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