Von: Roman Hölzl Die Erwartungen waren vor dem ersten Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft zwischen dem SV Wacker Burghausen und den Warriors aus Kleinostheim groß. Doch sie wurden nicht nur erfüllt – nein, sie wurden sogar bei weitem übertroffen. Schon beim mit Spannung erwarteten offiziellen Abwiegen der beiden Mannschaften konnte man förmlich das Knistern in der Halle spüren. Kleinostheims Trainer Peter Weißenberger hatte zwar viele Sportler mit an Bord, setzte aber auf seine bewährte Aufstellung. Wackers Chefcoach Eugen Ponomartschuk hingegen zauberte mit Magomed Kartojev und Michael Widmayer zwei Sportler aus dem Hut, die in den letzten Wochen verletzungsbedingt nicht zur Verfügung standen. Damit ging er ein gewisses Risiko ein, das sich aber unterm Strich auszahlen sollte. ![]() Matthias Maasch feierte Fabian Schmitt seinen Sieg über den Justus Petravicius emotional. ![]() Erik Thiele besiegte im Kampf zweier deutschen Spitzenringer Johannes Mayer mit 5:0. ![]() Witalis Lazovski ließ Deniz Menekse keine Chance und sicherte seinem Team drei wichtige Mannschaftspunkte. ![]() Mit einer unfassbar starken Defensivleistung überzeugte Magomed Kartojev im Kampf gegen Weltmeister Zelimkhan Abakarov. ![]() Im letzten Kampf des Abends stellte Michael Widmayer mit einem Sieg gegen Artur Tatarinov den Burghauser Erfolg sicher. Beim Einmarsch der beiden Mannschaften herrschte dann in der restlos ausverkauften Sportparkhalle absolute Gänsehautstimmung. Die Sportler beider Mannschaften wurden lautstark begrüßt und Martin Hammerl begeisterte das Publikum mit seiner Darbietung der deutschen Nationalhymne auf der Trompete. Nachdem die einzelnen Kampfpaarungen vorgestellt wurden, ging es in der Gewichtsklasse bis 57 Freistil los, in der Wackers Givi Davidovi auf den U23-Europameister Niklas Stechele traf. Der Kleinostheimer wurde vom Schiedsrichtertrio als der aktivere Ringer angesehen und da es Davidovi nicht gelang seine Beinangriffe an den Mann zu bringen, unterlag er am Ende mit 0:3 Punkten. Im Greco-Schwergewicht war Wackers Ramsin Azizsir nach seiner unglücklichen Schulterniederlage im Halbfinale auf Wiedergutmachung aus. Er startete gegen Ilja Klasner stark und führte zur Halbzeit mit 3:0 Punkten. Doch der Kleinostheimer kämpfte sich in der zweiten Hälfte mit einem Take Down heran und konnte Azizsir eine Minute vor Schluss von der Matte schieben und damit die entscheidende Wertung zum 5:3 Punktsieg holen. Damit entschied Kleinostheim den zweiten offenen Kampf für sich und ging mit 0:3 in Führung. In der Gewichtsklasse bis 61kg gr./röm. traf Fabian Schmitt auf Kleinostheims Punktegarant Justas Petravicius. In der Vorrunde unterlag Schmitt seinem litauischen Gegner klar mit 2:11 Punkten und auch diesmal startete der Kleinostheimer stark und ging schon in den ersten 50 Sekunden mit 0:3 in Führung. Doch was der Wackerianer dann auf die Matte zauberte, wird den Zuschauern noch Jahre in Erinnerung bleiben. Mit einem unbändigen Siegeswillen und dem Herz eines Löwen kämpfte Schmitt den haushohen Favoriten förmlich nieder. Nach und nach zermürbte er Petravicius mit seinen schier unendlichen Energiereserven und holte Punkt um Punkt auf. Als er dann Mitte der zweiten Hälfte mit 4:3 in Führung ging, glich die Sportparkhalle einem Tollhaus. Am Ende brachte Schmitt den Vorsprung souverän über die Zeit und der SV Wacker verkürzte auf 1:3. Im Halbschwergewicht Freistil kam es beim Duell von Erik Thiele und Johannes Mayer zur Neuauflage des Finals der deutschen Einzelmeisterschaften, bei denen Mayer in der letzten Sekunde den Titel holte. Thiele war auf Revanche aus und dominierte von Anfang an das Geschehen. Mit einer 1:0 Pausenführung im Rücken startete er Mitte der zweiten Halbzeit einen blitzschnellen Beinangriff und erhöhte auf 3:0. In den Schlusssekunden versuchte der Kleinostheimer noch einmal alles, doch Thiele konterte nochmal zum souveränen 5:0 Endstand. Damit glich der SV Wacker zum 3:3 aus, ehe im letzten Kampf vor der Pause Wackers Youngster Magomed Kartojev auf Kleinostheims Weltmeister Zelimkhan Abakarov traf. Kartojev, der die letzten Wochen aufgrund von einer OP ausfiel, machte einen bärenstarken Kampf. Nach einem 0:6 Pausenrückstand, stand er Anfangs der zweiten Halbzeit nach einem blitzschnellen Beinangriff sogar selbst kurz vorm Punktgewinn. Abakarov machte weiter Druck nach vorne, schließlich hatten die Kleinostheimer Trainer von ihrem Punktegaranten vier Mannschaftspunkte eingeplant. Doch Kartojev kämpfte verbissen um jeden Zentimeter Matte, unterlag am Ende nur mit 0:7 Punkten, was den „Warriors“ aus Kleinostheim zwei Mannschaftspunkte zur 5:3 Pausenführung einbrachte. Nach der 25-minütigen Halbzeitpause kam es im Limit bis 86kg gr./röm. zum Duell zwischen Roland Schwarz und dem U23 Weltmeister Alexandrin Gutu. Der Wackerianer ging nach der Bodenlage mit einem Ausheber in Führung, doch Mitte der zweiten Hälfte wurde er in der Unterlage von Gutu zweimal gedreht und unterlag am Ende mit 2:5. Damit baute Kleinostheim seine Führung auf 3:7 aus. Im nächsten Kampf war es dann einmal mehr Witali Lazovski vorbehalten, den SV Wacker wieder zurück ins Rennen zu bringen. Gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Deniz Menekse marschierte er in gewohnter Manier von Anfang an nach vorne. Als der Kleinostheimer in die Bodenlage musste, war es dann wieder so weit: Lazovski setzte zu seinen Spezialgriff - dem Ausheber - an und ließ Menekse im hohen Bogen durch die Sportparkhalle segeln. Den 5:0 Vorsprung baute er in der zweiten Hälfte noch auf 9:0 aus und brachte damit den SV Wacker wieder auf 6:7 heran. In der Gewichtsklasse bis 80kg setzte Eugen Ponomartschuk wieder auf Zelimkhan Khadjiev. Der sympathische Franzose tastete sein Gegenüber Christoph Henn in der ersten Minute ab, bevor er dann ein wahres Feuerwerk abbrannte. Ein Beinangriff jagte den nächsten, gefolgt von Durchdrehern im Boden. Noch kurz vor der Pause beendete er mit einem weiteren blitzschnellen Beinangriff den Kampf mittels technischer Überlegenheit vorzeitig und brachte die Sportparkhalle endgültig zum Beben. Der SV Wacker Burghausen ging damit das erste Mal an diesem Kampfabend in Führung. Im vorletzten Kampf des Abends kam es dann zum Weltklasseduell zwischen Burghausens Weltmeister Iszmail Muszukajev und Rasul Shapiev. Muszukajev, seit vier Jahren im Wackertrikot, hat bis dato nur einen einzigen Kampf verloren, und zwar in der Vorrunde gegen eben Kleinostheims Rasul Shapiev. Dementsprechend motiviert ging der Wackerianer in den Kampf, jedoch hatte der Kleinostheimer deutliche physische Vorteile. Doch kurz vor der Pause kam das, was Muszukajev auszeichnet. Ein blitzschneller, ansatzloser Beinangriff, der mit zwei Punkten belohnt wurde. Mitte der zweiten Hälfte erhöhte der Wackerianer dann auf 3:2, ehe es 20 Sekunden vor Schluss zur entscheidenden Szene kam - ein abermals schneller Beinangriff Muszukajevs, der allerdings vom Kleinostheimer spektakulär gekontert wurde. Das Kampfgericht bewertete die Aktion zum Unmut der Zuschauer mit vier Punkten für Shapiev. Die Wacker-Ecke forderte den Videobeweis, jedoch blieb das Kampfgericht bei ihrer Entscheidung und Shapiev setzte sich mit 3:8 durch. Damit kam es im letzten Kampf beim Stand von 10:9 für den SVW zum finalen Showdown zwischen Michael Widmayer und Artur Tatarinov. Widmayer, der die letzten Wochen verletzungsbedingt passen musste, kam mit einem dick bandagierten Knie auf die Matte und lag zur Halbzeit knapp mit 0:1 im Hintertreffen. Doch zu Beginn der zweiten Halbzeit schaltete Widmayer in seiner unnachahmlichen Art den Turbo ein. Er marschierte nur noch vorwärts, drängte Tatarinov mehrmals von der Matte und sicherte sich unter tosendem Applaus einen 4:1 Punktsieg. Damit war der 12:9 Endstand besiegelt und der SV Wacker geht mit einem Drei-Punktepolster in den Rückkampf nächste Woche in Kleinostheim. "Ich bin sehr glücklich. Glücklich, dass wir eine fantastische Leistung abgerufen haben. Und glücklich, dass es heute ein sensationeller Kampfabend für die Zuschauer war. Es wird nächste Woche nochmal verdammt schwer, aber wir werden alles geben, um die Meisterschaft wieder nach Burghausen zu holen", so der sportliche Leiter Matthias Maasch. Bilder vom Halbfinal-Heimkampf finden Sie >>>HIER<<< Die Aufzeichnung des Live-Streams ist auf sportdeutschland.tv zum kostenfreien Abruf verfügbar. Links: Verwandte News: Dateien: |
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