Von: Michael Buchholz Elf Stunden Busfahrt im Schneechaos, verspäteter Kampfbeginn in Adelhausen und dann noch ein schneller 0:13 Rückstand – was für eine Nervenkrimi für die Ringer des SV Wacker Burghausen. Am Ende erreichte der Titelverteidiger nach sechs Siegen in Folge noch ein 13:13 und hat sich damit für den Rückkampf am Samstag in Burghausen alle Optionen auf einen erneuten Finaleinzug offen gehalten. Die Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung sind also intakt. „Das Ergebnis ist nicht ganz optimal, aber in Ordnung“, so Abteilungsleiter Jürgen Löblein. Sportlich ein tolles Spektakel, neben der Matte Nervenkitzel pur, denn die Ostbayern kamen aufgrund der chaotischen Straßenverhältnisse nach elfstündiger Busfahrt zu spät zur Waage. Laut DRB-Statuten ein Verstoß gegen die Wettkampfordnung, der eine 0:40-Niederlage zur Folge gezogen hätte, doch Burghausens Abteilungsleiter Jürgen Löblein hatte sich schon vorab abgesichert: „Ich war seit dem späten Vormittag ständig mit dem TuS Adelhausen, dem DRB und DRB-Präsident Manfred Werner telefonisch in Kontakt und hatte mir zusichern lassen, dass der Kampf bei einer etwaigen Verspätung trotzdem gewertet wird.“ Inzwischen liegt den Burghausern der Verwaltungsentscheid des Deutschen Ringerbundes (DRB) vor, in dem das Kampfergebnis von 13:13 für gültig erklärt wird. „Wir haben einen gut ausgerüsteten Bus mit Winterreifen und hätten keine Probleme gehabt, aber aufgrund querstehender LKWs ohne entsprechende Winterausrüstung haben wir auf der B12 schon drei Stunden bis nach München gebraucht“, schildert Löblein die nervenaufreibende Anreise. Die Burghauser Verantwortlichen hatten auf die normale Fahrzeit von sieben Stunden über dreieinhalb Stunden Puffer gepackt und waren um acht Uhr morgens in Burghausen abgereist. „Die Vorgabe von 70 Kilometern in der Stunde haben wir noch locker eingehalten“, nennt Löblein neben den telefonischen Absprachen einen weiteren Grund, warum das Ergebnis normal gewertet wird. Angesetzter Waagetermin war um 18.45 Uhr, der Burghauser Bus traf um 19.05 Uhr an der mit knapp 1000 Zuschauern überfüllten Dinkelberghalle ein. Löblein: „Adelhausens Vorstand Tim Zimmermann hatte mir zugesichert, dass er die Entscheidung dem Deutschen Ringerbund überlassen werde. Das waren vernünftige Gespräche. Aber nach der Ankunft wurde die Stimmung doch sehr aggressiv.“ „Dass Burghausen zu spät kommt, ist unprofessionell, weil die Wetterlage ja vorhersehbar war“, ätzte TuS-Sportchef Alen Kovacevic trotz der Absprachen. Für Löblein eine unverständliche Polemik, zumal der DRB noch eine Verschiebung auf Sonntag angeboten hat. „Dass Adelhausen das nicht wollte, ist für mich wegen der vollen Halle und den Sportlern, die am nächsten Tag abreisen mussten, nachvollziehbar“, urteilt der Burghauser Spartenchef, der aber nicht gelten lässt, dass Adelhausen bei der Waage im Nachteil gewesen sei: „Wir mussten unsere Liste auch blind abgeben, wir hatten ja keinen Einblick in die Wiegeliste von Adelhausen. Außerdem war eine gemeinsame Waage abgesprochen, aber daran hat sich Adelhausen nicht gehalten. Mir ist schon klar, warum Adelhausen um 18.45 Uhr auf die Waage gegangen ist: So hatten die Adelhauser Ringer, die Gewicht gemacht haben, eine Stunde Zeit, um etwas zu essen und zu trinken. Die Wettkampfvorbereitung war für den Gegner eindeutig günstiger.“ Kein Wunder also, dass der Titelverteidiger nach den ersten vier Kämpfen nahezu aussichtslos mit 0:13 im Rückstand lag. War die vorzeitige Niederlage von Eigengewächs Manzur Dakiev in der Freistil-Eingangsklasse einkalkuliert, so hatten die Burghauser im Greco-Schwergewicht und im Greco-Bantam zumindest die vage Hoffnung die Maximalsiege der Gastgeber zu verhindern: Doch Ramsin Azizsir lag gegen den 27,5 Kilogramm schwereren Christian John schon zur Pause mit 0:10 zurück und nach 4:26 Minuten stand es 16:0 für den amtierenden Deutschen Schwergewichtsmeister. Für Andi Maier waren die Strapazen noch größer, hatte das Burghauser Urgestein doch extra auf 61 Kilogramm abgekocht und war dann gegen den Weltklasse-Mann Ivo Angelov ohne echte Chance. Schwer einzuschätzen war für die Gäste der Pole Zbigniew Baranowski im Freistil-Halbschwer, der noch nie in dieser Saison für Adelhausen auf der Matte war. „Erik hat es gut gemacht, hat nur einen Punkt zugelassen. Mit etwas Glück wäre er als Sieger von der Matte gegangen“, so Löblein nach der 0:2-Niederlage von Thiel, der Cengizhan Erdogan in Freistil-Leicht eine Demonstration folgen ließ: 16:1 hieß es nach etwas mehr als viereinhalb Minuten für den Burghauser gegen Jörn Schubert. Nach der Pause kam Vizeweltmeister Tamas Lörincz im Greco-Mittel zu seinem Saisondebüt und besiegte Roland Schwarz mit 8:0, wobei der aufstrebende Schwarz fast aufs Blatt gegangen war. Löblein: „Schwarz hat das gut gemacht, der lag nicht auf den Schultern, sondern hat sich in der Brücke mit dem Kopf abgestützt.“ In der Freistil-Klasse bis 71 Kilogramm musste Matthias Maasch gegen den Kroaten Danijel Janecic Schwerstarbeit verrichten und kam beim 2:2 nach einem klasse Kampf aufgrund der letzten Wertung zu einem 1:0-Sieg, ehe auch Benjamin Sezgin in der Freistil-Klasse bis 80 Kilogramm den nächsten Schlüsselkampf gegen Georgh Harth mit 4:2 für sich entscheiden konnte: „Beni hat jetzt alle deutsche Konkurrenten geschlagen, er ist in meinen Augen aktuell die Nummer eins“, so Löblein. Gegen den groß gewachsenen und körperlich sehr starken Stephan Brunner, der sich immer wieder geschickt entzog, fand Magomedmurad Gadzhiev im Freistil-Welter nicht die passenden Mittel und musste sich mit einem 3:0-Punktsieg begnügen, ehe Michael Widmayer im abschließenden Greco-Welter wieder einmal über sich hinauswuchs und Sascha Keller mit 6:3 besiegte. Pech nur, dass Maasch bei diesem Kampf Gelb-Rot sah und deswegen in Rückkampf fehlen wird. Löblein: „Matthias hat eine Entscheidung reklamiert und dann übersehen, dass ihm der Kampfrichter aus 15 Meter Entfernung Gelb gegeben hat. Als er dann nachfragen wollte, was das los gewesen sei, gab’s die Rote hinterher“, so Löblein, der erklärte: „Das ist ärgerlich und eine klare Schwächung, aber wir werden da keinen Protest einlegen.“ Fest zu halten bleibt, dass Burghausen trotz widrigster Bedingungen drei von vier Schlüsselkämpfe für sich entscheiden konnte und nach dem 0:13-Rückstand in der Höhle des Löwen unglaubliche Moral gezeigt hat. Im zweiten Halbfinale setzten sich die Red Devils Heilbronn vor 1500 Zuschauern mit 15:10 gegen den ASV Mainz 05 durch und haben damit beste Chancen auf die Finalteilnahme. Links: Verwandte News: Dateien: |
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