Von: Michael Buchholz Mit einem 14:13-Sieg am Samstagabend in Heilbronn haben die Ringer des SV Wacker Burghausen die Tür zur Titelverteidigung weit offen gehalten. Die Mannschaft von Trainer Eugen Ponomartschuk gewann vor über 1500 Zuschauern in der ausverkauften Römerhalle fünf von sechs Schlüsselkämpfen, lediglich Benjamin Sezgin musste dem Russen Kamal Malikov vier Mannschaftspunkte überlassen, die so nicht eingeplant waren. „Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, freut sich Burghausens Ringer-Chef Jürgen Löblein. ![]() Vladimir Egorov besiegte den favorisierten Bekir Sahin klar mit 13:0 und legte so den Grundstein für den Auswärtssieg „Vor dem Kampf hätten wir einen Sieg mit einem Punkt Unterschied alle unterschrieben. So eine Niederlage wie die von Benni kann passieren, das ist einfach der Sport.“, so Löblein weiter. Der Deutsche Meister war in der Freistil-Klasse bis 80 Kilogramm gegen den Trainingspartner von Magomedmurad Gadzhiev nach einer Beinschraube schnell in Front gegangen, geriet dann aber nach einem doppelten Beinangriff mit anschließender Rolle in die gefährliche Lage und wurde nach einer halben Minute in der Brücke vom souveränen Mattenleiter Uwe Manz abgeklatscht. Löblein: „Benni war danach völlig fertig, er hat fast 30 Sekunden keine Luft mehr bekommen und trotzdem so lange durchgehalten, aber irgendwann geht es dann eben nicht mehr. Er hat uns allen wahnsinnig leidgetan. Gerade auch weil er immer hundertprozentigen Einsatz bringt und voll hinter der Mannschaft steht.“ Bis auf diesen Sekundenbruchteil der Unachtsamkeit ist es für den Titelverteidiger aber nahezu optimal gelaufen: Von der Aufstellung bis hin zu den einzelnen Kämpfen. Vor allem vor der Pause ist das Burghauser Konzept voll aufgegangen und so gestand Heilbronns Trainer Andrei Puscas angesichts 8:4-Führung der Gäste nach der Hälfte der Kämpfe: „Es ist nicht gut für uns gelaufen. Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir nur einen Kampf gewinnen.“ Die einzigen vier Punkte bis zur Halbzeit sackte Eduard Popp für die Red Devils ein, der im Schwergewicht Burghausens Nachwuchsmann Leon Kahric nach einer Minute technisch überlegen besiegen konnte. „Hut ab vor Leon, dass er sich gegen einen Weltklasse-Athleten wie Popp mutig in den Dienst der Mannschaft gestellt hat“, lobte Löblein, der vor allem die extrem starke Leistung von Fabian Schmitt im Greco-Bantam gegen Dustin Scherf hervorhob. Nach zwei Rollen führte Scherf bis zum Pausengong schon mit 5:0, doch Schmitt drehte den Kampf mit drei Rollen im zweiten Abschnitt und sicherte seinem Team mit einem 8:5-Erfolg zwei Mannschaftspunkte zur zwischenzeitlichen 5:4-Führung. Den Grundstock hatte Vladimir Egorov in der Freistil-Eingangsklasse mit einem in dieser Höhe niemals erwarteten 13:0 gegen Bekir Sahin gelegt. Fast wäre dem Burghauser mit dem Schlussgong noch ein technisch überlegener Sieg gegen den Türken gelungen. Schlüsselkampf Nummer drei entschied Erik Thiel im Freistil-Halbschwer zehn Sekunden vor dem Schlussgong mit dem Punkt zum 3:2 gegen Taimuraz Friev für sich. Der spanische Mittelgewichtler hatte zwar leichte Gewichtsnachteile, ist aber immerhin Dritter der WM 2018. Im letzten Kampf vor der Pause demonstrierte dann der dreifache Europameister Cengizhan Erdogan seine Ausnahmestellung mit einem 7:0 gegen George Bucur, der Rumäne ist aktueller WM-Fünfter und konnte nur mit knapper Not drei Mannschaftspunkte für Burghausen im Freistil-Leicht verhindern, obwohl seine Chancen vor dem Kampf auf 50 Prozent taxiert wurden. Etwas Hoffnung schöpften die Gäste nach dem 10:1 von Pascal Eisele im Greco-Mittel gegen Ponomartschuk, der das Ergebnis gegen den Europameister von 2016 im Vorjahr mit einer 1:2-Niederlage noch deutlich knapper gestalten konnte. Bis zur Pause hielt Burghausens knapp 34-jähriger Trainer mit einem 0:1 den Kampf noch offen, doch im zweiten Abschnitt zog der 26-jährige Eisele nach einem Kopfhüftschwung und einem breiter angelegten Kampfkonzept davon. Umgekehrt demonstrierte Michael Widmayer in der Greco-Klasse bis 71 Kilogramm, dass die Zeit für ihn läuft: Hatte der 24-Jährige Altmeister Christian Fetzer (35) im Viertelfinale der letzten Saison mit 3:1 bezwungen, so sackte der deutsche Vizemeister mit einem Konter zu Beginn des zweiten Durchgangs und dank seiner unglaublichen Kampfdynamik diesmal beim 4:0-Erfolg immerhin schon zwei Mannschaftspunkte ein. Nach der überraschenden Schulterniederlage von Sezgin war die Welt der Red Devils bei einer 11:10-Führung fast wieder in Ordnung, dass Gadzhiev Veteranen-Weltmeister Michele Rauhut vier Punkte abknüpfen würde, hatten auch die Gastgeber so einkalkuliert, wobei der WM-Zweite von 2017 nur etwas mehr als zweieinhalb Minuten für seinen 16:0-Sieg benötigte. Das „Duell der Freunde“ zwischen Frank Stäbler und Matthias Maasch zum Abschluss war noch einmal ganz nach dem Geschmack des Publikums. Dem dreifachen Weltmeister gelangen nach einem angetäuschten Ausheber mit einer Rolle nur zwei technische Punkte. Am Ende gewann Stäbler dieses Duell mit extrem hohem Kampftempo mit 4:0 zum 13:14-Endstand. „Wir nehmen das Ergebnis so an und freuen uns auf den Rückkampf nächsten Samstag in eigener Halle“, erklärte Burghausens Sportlicher Leiter Anton Losowik und Löblein sparte nicht mit Komplimenten für die „fairen und zuvorkommenden“ Gastgeber: „Das war eine hervorragende Veranstaltung. Sowohl in sportlicher Hinsicht als auch neben der Matte.“ Besonders erfreut zeigte sich der Burghauser Ringerchef aber auch von den rund hundert mitgereisten Fans: „Die haben Lärm ohne Ende gemacht. Wir freuen uns über die Unterstützung der Stadt bei den Bussen und sind natürlich glücklich, dass die Fans das so annehmen. Eine Supersache!“ Links: Verwandte News: Dateien: |
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