Idris Ibaev zeigte in Istanbul herausragende Leistungen verpasste doch das Olympa-Ticket

Christopher Kraemer ging nach seiner überstandenen Verletzung in Istanbul in der stark besetzten Klasse bis 60kg an den Start. Dort gelang ihm zum Auftakt ein souveräner 4:1 Punktsieg gegen den Dänen Nikolai Soheil Mohammadi. Doch schon im Achtelfinale wartete mit dem aus Aserbaidschan stammenden amtierenden Europameister Murad Mammadov ein übermächtiger Gegner, gegen den Kraemer chancenlos war. Mit einer 1:11 Niederlage unterlag Kramer seinem Gegner deutlich. Da dieser aber ins Finale einzog und damit das Quotenticket nach Paris löste, eröffnete sich für Kraemer über die Hoffnungsrunde nochmals eine Chance, auf den Zug nach Paris aufzuspringen. Doch gegen den Letten Aleksandrs Jurkjans war Kraemer nicht vom Glück verfolgt: nach eigener Führung gab er das Heft im zweiten Kampfabschnitt noch aus der Hand und unterlag am Ende unglücklich mit 6:6 aufgrund der zuletzt erzielten Wertung seines Gegners. Damit stand fest, dass die diesjährigen Olympischen Spiele im Limit bis 60kg ohne deutsche Beteiligung stattfinden werden.

Auch für Idris Ibaev, der im Limit bis 77kg an den Start ging, sollte sich sein Traum von den Olympischen Spielen nicht erfüllen. Gleich zum Turnierauftakt traf Ibaev auf den Moldauer Alexandrin Gutu – seines Zeichens amtierender U23-Welt- und Europameister. Doch gegen den auf dem Papier favorisierten Gutu, der in der Bundesliga für den SC Siegfried Kleinostheim aufläuft, gelangen Ibaev in der abgelaufenen Saison bereits zwei beeindruckende Siege, sodass das Burghauser Aushängeschild mit breiter Brust in den Kampf gehen konnte. Was dann geschah, war selbst für die größten Optimisten nicht absehbar: Durch eine Vielzahl an beeindruckenden Aktionen im Stand- und Bodenkampf – darunter ein fulminanter Bilderbuch-Ausheber – punktete Ibaev seinen konsternierten Gegner noch in der ersten Runde mit 8:0 vorzeitig aus – eine absolute Weltklasseleistung! Und auch im zweiten Kampf machte Ibaev mit seinem Gegner kurzen Prozess: nach nicht einmal einer Minute Kampfzeit schulterte er den Albaner Kevin Kupi und zog ins Viertelfinale ein, in dem er auf den Chinesen Rui Liu traf. Vor allem in der ersten Runde entwickelte sich ein Kampf mit offenem Visier: nachdem sich der Chinese mit seiner ersten Aktion vier Punkte sichern konnte, gelang Ibaev ein schneller Konter, sodass er auf 2:4 verkürzen konnte. Im weiteren Kampfverlauf riss Ibaev die Initiative immer mehr an sich und erarbeite sich zur Halbzeit eine 5:4 Führung. Doch in der zweiten Runde kam, was kommen musste: Nachdem zuerst Ibaev vom Kampfgericht zwei Wertungspunkte nach einem Videobeweis wieder aberkannt wurde, gelang Liu noch der 5:5 Ausgleich, durch den er das Mattengefecht am Ende auf Grund der zuletzt erzielten Wertung für sich entscheiden konnte – eine Niederlage, die kaum unglücklicher hätte herbeigeführt werden können. Da der Chinese seinerseits im Halbfinalkampf eine Niederlage kassierte, bleib Idris Ibaev der Einzug in die Hoffnungsrunde verwehrt. Wenngleich ihm die angestrebte Olympia-Qualifikation nicht gelang, so kann Ibaev in jedem Fall ein starke Turnierleistung attestiert werden.

Und auch für Felix Baldauf sollte das Turnier wahrlich nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen. So traf der Norweger in Diensten des SV Wacker Burghausen im Achtelfinale auf den hochgehandelten türkischen Lokalmatadoren Metehan Basar – einen mit allen Wassern gewaschenen erfahrenen Kämpfer. Doch Baldauf besann sich auf sein stabiler und auf Kontrolle ausgelegter Kampfstil und zwang seinen Gegner mit 1:1 auf Grund der zuletzt erzielten Wertung in die Knie. Im Viertelfinal traf Baldauf auf den Japaner Yuri Nakazato. Gegen den bekannt defensivstarken Ringer aus Fern-Ost änderte Baldauf seine Taktik und agierte für seine Verhältnisse ungewöhnlich offensiv. Wenngleich er optisch seinen Gegner zu kontrollieren vermochte, gelangen dem Japaner drei herausragende Konteraktionen, durch die Baldauf mit 0:6 in Rückstand, den der Norweger nicht mehr zu egalisieren vermochte. Damit Platze auch für ihn der Traum von seiner ersten Teilnahme an Olympischen Spielen.

Generell starke Eindrücke hinterließen die Ringer der deutschen Nationalmannschaft beim Welt-Olympiaqualifikationsturnier, wenngleich es für keinen der Athleten der deutschen Nationalmannschaft für ein Ticket nach Paris reichte. Am nächsten kam Lukas Lazogianis im Limit bis 98kg seinem olympischen Traum. Nach herausragenden Leistungen kämpfte er sich bis ins Halbfinale vor, in dem er dem Russen Artur Sagsian knapp mit 1:3 unterlag. In der Hoffnungsrunde setzte er sich anschließend im Kampf um Bronze mit 4:1 gegen den Ukrainer Vladen Kozlik durch. Im Entscheidenden Fight um die Qualifikation musste er sich anschließend n ach großem Kampf mit 4:8 dem Kirgisen Uzur Dzhuzupbekov geschlagen geben. Auch Etienne Kinsinger, der für den Verletzten Witalis Lazovski ins 67kg-Limit aufrückte, kämpfte sich bis ins Halbfinale vor, in dem er dem Moldauer Valentin Petic mit 1:3 unterlegen war. Im Kampf um Bronze sah er hingegen gegen den körperlich starken Ägypter Mohamed Ibrahim Elsayed kein Land und unterlag noch in der ersten Runde vorzeitig. Hannes Wager, der in der Gewichtsklasse bis 87kg auf die Matte ging, unterlag bereits in seinem ersten Kampf und schied damit früh aus dem Turniergeschehen aus. Damit wird Schwergewichtler Jello Krahmer als einziger deutscher Greco-Ringer in Paris an den Start gehen.

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